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30 Jahre Partnerschaft mit Saint Valery en Caux


Die Partnerschaft zwischen Sontheim an der Brenz und Saint Valery en Caux ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des Gemeindelebens. In diesem Jahr kann der 30. „Geburtstag“ gefeiert werden. Vom 18. bis 21. Mai 2023 werden anlässlich des Jubiläums 55 Gäste aus der französischen Partnerstadt erwartet.

Die Vorgeschichte der Partnerschaft zwischen der Brenztalgemeinde und der Stadt in der Normandie reicht zurück bis in das Jahr 1988. Damals begleitet der Jugendleiter des FV Sontheim, Horst Benz, eine Jugendmannschaft des FC Augsburg zu einem internationalen Fußballturnier in das schottische Inverness, das außer mit Augsburg auch mit Saint Valery en Caux durch eine Städtepartnerschaft verbunden ist. Daher nimmt auch eine Mannschaft der Valériquais am Turnier teil.

Zwischen Horst Benz und dem französischen Jugendleiter Eugène Douville entwickelt sich am Rande des Spielfelds eine persönliche Freundschaft. Schon im Jahr darauf fahren deshalb zwei Jugendmannschaften des FV Sontheim in den malerischen Ort am Ärmelkanal. 1991 erfolgt der Gegenbesuch einer A-Jugend-Mannschaft in Sontheim. Der Kontakt zwischen den beiden Fußballvereinen bleibt auch in den folgenden Jahren erhalten.

So entsteht schließlich sowohl auf deutscher als auch auf französischer Seite der Wunsch, eine offizielle Partnerschaft einzugehen. Im Mai 1992 besucht daher Bürgermeister Peter Welsch gemeinsam mit den drei Fraktionsvorsitzenden im Sontheimer Gemeinderat Erwin Flögel, Willi Häfele und Reinhold Schauz den Badeort in der Normandie, um erste Gespräche mit den politischen Entscheidungsträgern zu führen. Im Oktober des gleichen Jahres kommt Bürgermeister Dr. Jacques Couture mit einer Delegation aus Saint Valery en Caux nach Sontheim. Die „Sondierungsgespräche“ verlaufen erfolgreich. Weder die sprachlichen Barrieren noch die geographische Entfernung von immerhin 895 km werden als nicht zu bewältigende Hinderungsgründe erachtet. Nachdem auch die beiden Gemeindeparlamente ihr Plazet geben, steht der Partnerschaft nichts mehr im Wege.

Im Mai 1993 machen sich schließlich 110 Sontheimer auf den Weg nach Saint Valery en Caux. Mit Umstiegen in Ulm und Mannheim geht es zunächst mit dem Zug nach Paris und von dort aus mit zwei Bussen an die Kanalküste. Unvergessen bleibt die spontane Gesangseinlage mit Akkordeonbegleitung auf dem Bahnsteig in Mannheim beim Warten auf den Anschlusszug.

Die Partnerschaftsurkunden werden von Bürgermeister Peter Welsch und seinem französischen Amtskollegen Dr. Jacques Couture am 22. Mai 1993 auf dem Marktplatz von Saint Valery en Caux feierlich unterzeichnet. Gerne erinnert man sich an den gemeinsamen Bändertanz der Volkstanzgruppe des Schwäbischen Albvereins und der Landjugend sowie den Auftritt des gemischten Chors der Sängereintracht Sontheim. Zudem mundet das Sontheimer Rotochsenbier, das aus eigens mitgebrachten Glaskrügen getrunken wird. Den Transport des legendären Gerstensaftes und des benötigten Equipments übernimmt Ernst Buck mit seinen Helfern.

Ein Jahr später wird am 14. Mai 1994 das Zeremoniell vor dem Sontheimer Rathaus wiederholt. Die Veranstaltung wird auch von dem in der Zwischenzeit gegründeten Partnerschaftsverein mit organisiert. 32 Gründungsmitglieder hatten den Verein im Sontheimer Gasthaus Hirsch ins Leben gerufen.

Die Partnerschaft wird rasch mit Leben erfüllt. Im Mai 1995 kommen erstmals zwei Schulklassen aus Saint Valery en Caux nach Sontheim. 26 Kinder der Grundschule „Le grand Pavois“ und 20 Schüler der achten und neunten Klasse des „Collège Jehan le Povremoyne “ sind für 10 Tage Gast in der Gemeinde. Vom 13. bis 22. Juni 1995 fahren dann 18 Schüler der 9. Klasse der Sontheimer Realschule mit ihren beiden Begleitlehrern Adalbert und Gisela Tietz zum Gegenbesuch in die Normandie. Die deutschen Schüler wohnen in französischen Gastfamilien und besuchen auch das Collège in Saint Valery en Caux. Höhepunkt der Reise ist ein eintägiger Ausflug nach Paris.

Seither wurden in vielfältiger Weise Fahrten organisiert und Kontakte geknüpft. Entstandene Freundschaften reichen in der Zwischenzeit längst über die Gründergeneration hinaus. Es ist auch der Geist der deutsch-französischen Verständigung, der die Partnerschaft am Leben erhält. Über Jahrhunderte hinweg betrachteten Deutsche und Franzosen einander als Erbfeinde. Sinnlose Kriege forderten Millionen Opfer. Am Anfang der Gewaltspirale standen immer auch gegenseitige Vorurteile. Der beste Weg, Vorurteile auszuräumen, ist die direkte Begegnung. Hierzu besteht vom 18. bis 21. Mai erneut die Gelegenheit. Am Freitag, dem 19. Mai 2023, wird um 10 Uhr im Brenzer Schloss die Sonderausstellung  "Begegnungen: 30 Jahre Partnerschaft in Bildern“ eröffnet. Zudem findet eine Schauprägung der Partnerschaftsmedaille statt. Am Samstag, dem 20. Mai 2023, kann um 16.00 Uhr auf dem „Platz der Begegnung“ vor der Gemeindehalle gemeinsam gefeiert werden. Bis dahin: A bientôt oder „kommed ond schwätzad mid de Leid“.